Strohbau Österreich

Die Ehre für die Errichtung des ersten heimischen Strohbaus gebührt Günther Höchtl; allerdings betrachtete der „Kreativitätsförderer“ Höchtl seinen im Sommer 1997 am Wachtberg, nähe Gars am Kamp (Niederösterreich), mehr oder weniger über Nacht aufgestellten Experimentalbau nicht als Gebäude, sondern als „Kunstwerk“.

Der strohkünstlerische Impuls hat jedenfalls funktioniert: Noch im selben Jahr finanzierte das Landwirtschaftsministerium die Studie „Bauen mit Stroh“. Sie wurde samt dazugehöriger Ausstellung im Herbst 1998 anlässlich der internationalen EU-Konferenz „Crops for a Green Industry“ in Gmunden präsentiert.

Das ASBN, Global 2000, die GrAT (Gruppe Angepasste Technologie der TU Wien) und einzelne engagierte, baubiologische Pioniere machten sich daran, den Strohballenbau zu professionalisieren; im Gegensatz zum unverändert lasttragenden Welttrend wurden in Österreich (und parallel dazu auch in Deutschland) Holzständersysteme und (modulare) Bauweisen mit vorgefertigten Bauteilen entwickelt, mit denen die strengen Baunormen deutlich einfacher zu erfüllen waren.

Knapp 320 in Österreich errichtete Strohballenbauten (Stand Ende 2018) sprechen für sich.

Die aktuellen bautechnischen Zulassungen sowie Brand- und Lasttests für lasttragende Strohballenbauweise (von Unser Strohhaus) machen es nun erstmals möglich, auch in Österreich und EU-weit lasttragende Strohballenhäuser zu errichten.

Selbst die kürzeste Geschichte des heimischen Strohballenbaus ist nicht vollständig ohne die Erwähnung des S-House (GrAT, 2005). Dieses 400 m² große Strohballen-Passivhaus in Böheimkirchen dient als Tagungs- und Veranstaltungsort wie auch als ständiger Ausstellungs-Raum für nachhaltiges Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen im Allgemeinen und seiner selbst im Speziellen. Näheres zu diesem bemerkenswerten, vielfach ausgezeichneten Bau erfahren Sie auf www.s-house.at.

Noch vor dem S-House entstanden das „Erste Wiener Strohballenhaus“ (Architekturbüro Allmermacke), ein modernes zweistöckiges Niedrigenergiehaus in der Lobau (Planung: Arch. Erich Prödl) sowie ein öffentlicher Kindergarten in Ziersdorf/NÖ (Planung Arch. Johannes Kislinger, ah3-Architekten).

Gekürzter und überarbeiteter Auszug aus dem Buch „Neues Bauen mit Stroh“ von Herbert und Astrid Gruber und Helmuth Santler.