StrohWieSo
Gibt es in den Strohballenwänden Probleme mit Mäusen und Insekten?
Die Sorge vor Schädlingsbefall liegt bei einem Strohhaus nahe. Untersuchungen in alten und neuen Strohhäusern brachten aber keinen Hinweis auf Schädlingsbefall. Ein 1994 in Swarthmore, Pennsylvania, errichteter Test-Bau wurde nach 4 Jahren wieder abgebaut und untersucht. Auch hier lag keinerlei Schädlingsbefall vor. Das begründet sich zum einen in der hohen Dichte der Strohballen, welche ihn als Nistplatz etwa für Mäuse unattraktiv macht. Ist die Strohballenwand rundherum intakt verputzt, so ist auch die Gefahr, dass sich Insekten und andere Kleinstlebewesen einnisten, äußerst gering. Stroh ist auch kein Nahrungsmittel für irgendwelche Nagetiere, da das Korn (bei Baustroh) ja fehlt.
Mäuse kommen in Strohhäusern nicht mehr als bei jedem anderen Bauprojekt vor. Sich vor Nagetieren zu schützen, ist eine konstruktive Frage und hat mit dem Material Stroh nichts zu tun: Das ist ebenso unverdaulich wie jeder andere Dämmstoff. Der Rohstoff, aus dem Stroh besteht, ist Zellulose – sie kann prinzipiell nur von Termiten verdaut werden (und auch hier hat sich gezeigt, dass Holz zur bevorzugten Nahrung gehört).
Zum einen wird der Zugang durch das komplette Verputzen des Strohs und die Drahtnetze erschwert. Zum anderen hält sich die Maus weniger wegen der wärmenden Eigenschaften in der Scheune auf, sondern vielmehr wegen der Getreidekörner, die auf den Boden fallen. In den Wänden des Strohballenhauses wird die Maus aber wegen der immer besser werdenden Ernte-Techniken kaum Futter finden.
Schließlich werden die Strohballen beim Pressen sehr stark verdichtet, weshalb sich die Maus nicht ohne weiteres durch das Stroh arbeiten kann. Zwischenräume können beim Bau theoretisch entstehen, lassen sich aber durch sorgfältige Arbeit weitgehend vermeiden.
Gibt es im Strohballenhaus Probleme mit Feuchtigkeit und Schimmel?
Nein, normalerweise nicht!
Natürlich handelt es sich bei Strohballen um ein organisches Material, das sich bei längerer Durchfeuchtung und entsprechenden Temperaturen zersetzt und dann auch einen unangenehmen Geruch entwickeln kann. Wird das verbaute Stroh aber – gewusst wie – schön trocken gehalten, spricht nichts gegen ein hundertjähriges Häuserleben.
Was ist notwendig?
- konstruktive Wetterschutz-Fassade (gegen Schlagregen usw.) mit Kalkputz, Fassadenplatten, Holzverkleidungen, usw.
- dampfdiffusionsoffener Aufbau des Bauteils
- Lehmputz als (luftdichte) innere Verkleidung
Besonders wichtig:
Im Winter darf keine warm-feuchte Innenluft in die Strohballen gelangen, die am Taupunkt kondensieren würde (Übrigens: Eine Bedingung, die alle modernen Bauweisen erfüllen müssen). Als Schutz vor Spritzwasser sollte die Strohwand etwa 30 cm über Grund beginnen (erhöhter Fundamentaufbau) oder durch andere bautechnische Maßnahmen im Sockelbereich geschützt werden.
Diese Maßnahmen werden, bei jedem Bauvorhaben, individuell geplant.
Das Stroh wird nach unten durch eine Feuchtesperre gesichert sein.
Was nun den Schimmel betrifft, sind Stroh-Lehm-Bauten sogar weniger anfällig als andere Gebäude:
Lehm ist ein diffusionsoffener Baustoff, der große Mengen an Feuchtigkeit speichern und bei trockenem Raumklima wieder an die Umgebung abgeben kann.
Weil sich deshalb Feuchtigkeit nicht annähernd so lang im Material halten kann wie bei nicht diffusionsoffenen Baustoffen, kommt es in lehmverputzten Strohhäusern selten oder nie zu Schimmelbefall.
Stroh (Ballen)! Brennen die nicht sehr leicht?
Loses Stroh brennt … nun, eben wie Stroh. Am Bau werden aber dicht gepresste Strohballen eingesetzt, wodurch die einzelnen Halme von einer ausreichenden Sauerstoffzufuhr abgeschlossen sind und die Brennbarkeit erheblich sinkt. Zudem verhalten sich Strohballen im Brandfall wie Holzbalken: Die Oberfläche verkohlt und bildet eine zusätzliche Brandschutzschicht.
Jeder, der einmal versucht hat, ein Telefonbuch zu verbrennen, ist sicher daran gescheitert. Ganz ähnlich verhält es sich mit gepresstem und zertifiziertem Baustroh.
Für die Baupraxis heißt das: überall, wo mit Holz gebaut werden darf, darf – zumindest aus Sicht des Brandschutzes – auch mit Strohballen gebaut werden. Die für Einfamilienhäuser vorgeschriebene Brandwiderstandsklasse F30 wird dreimal erfüllt.
Wie kann ich an den Strohwänden etwas befestigen?
Hier müssen Sie unterscheiden zwischen den verschiedenen Strohhaus-Varianten, die Sie ausgewählt haben und die Ihnen am besten gefällt.
1. Strohhaus mit einer Holzriegelkonstruktion: Hier können Sie an allen Wänden befestigen, was Sie wollen.
2. Strohhaus lasttragend: Die Außenwände mit Lehm- oder Kalkputz sind so stabil, dass die meisten Gegenstände problemlos daran montiert werden können.
Für das Anbringen schwerer Elemente (Schränke usw.) gibt es die eigens für diesen Zweck von Treeplast® nach bionischen Kriterien entwickelte, 100 % organische, dabei aber wasserfeste Spritzguss-Schraube, die direkt und fest im Strohballen verschraubt wird. Der sichtbare Schraubenkopf dient als Aufhängung. Diese Treeplastschrauben geben Ihnen die Möglichkeit, zu jeder Zeit und ohne vorherige, genaue Planung auch noch Jahre später an einer Wand schwere Elemente zu befestigen.
Sollten Sie aber schon in der Planungsphase genau wissen, wo und was Sie Schweres an den Außenwänden anbringen möchten, ist es bei der genauen Detailplanung ganz leicht, Ihnen an der gewünschten Wand Befestigungsmöglichkeiten einzuplanen.
Da die Zwischenwände, ob tragend oder nicht tragend, auch bei einem lasttragenden Strohhaus immer aus einer Holzriegelkonstruktion gefertigt werden, können Sie dort natürlich alles befestigen.
Wie stark sind die Strohwände?
Wenn das Haus in lasttragender Bauweise errichtet wird:
Die Stärke der Wände ist durch die Strohballen vorgegeben. Wir verwenden in der Regel Großballen, die 80 – 84 cm breit sind; dazu kommen noch die Putzschichten innen 4 cm Lehmputz und außen 3 cm Kalkputz. Das ergibt Wandstärken von knapp 90 cm.
Werden Jumboballen mit einer Breite von 120 cm verwendet, ergibt sich eine Wandstärke mit Putz von 130 cm.
Wenn das Haus mit einer Holzständerkonstruktion errichtet wird:
Hier werden, je nach gewünschtem Wandaufbau, Kleinballen oder Stroh eingeblasen.
Das ergibt eine Wandstärke zwischen 24 – 59 cm.
Erfahren Sie mehr: Strohhausbauvarianten
Welches Stroh kommt zum Einsatz und was ist Baustroh?
Stroh ist nicht gleich Baustroh. Wir verwenden nur Bio-Baustrohballen mit europäisch technischer Zulassung. Unsere Partnerfirmen verwenden nur Stroh von ausgewählten, optimal entwickelten und gepflegten Weizenbeständen. Die Qualitätsprüfung startet bereits vor der Getreideernte, direkt auf den Feldern. Um möglichst schlagkräftig und effizient das Stroh in perfekt trockenem Zustand einlagern zu können, setzt unser Lieferant zumeist auf moderne Großballen-Presstechnik. Somit wird das Wetterrisiko bei der Stroheinbringung auf ein Minimum reduziert. Daher haben wir Zugriff auf ein riesiges Lager an hochqualitativem Biostroh. Das Stroh durchläuft einen bislang einzigartigen Reinigungsprozess mit anschließender Pressung in die benötigten Ballenformen.
Ein genaues Qualitätssicherungssystem gewährleistet die Einhaltung der hohen Anforderungen (europäisch technische Zulassung). Damit ist sichergestellt, dass nur Bio-Baustroh in Premiumqualität Baustroh wird. Dadurch ist auch die höchste Sicherheit in allen technischen und baurechtlichen Belangen gewährleistet – sowohl für Sie als auch für uns als professioneller Verarbeitungsbetrieb.
Der ideale Baustroh-Ballen sollte
- gelb (nicht grau, braun),
- formstabil (keine runden Ecken),
- trocken (nicht über 14 % Restfeuchte haben),
- aus harten Getreidesorten (Weizen, andere Getreide-Arten wie Roggen, Dinkel könnten, wenn ausreichend vorhanden, natürlich auch dazu verwendet werden.),
- frei von Grünzeug (Beikrautanteil unter 2 %),
- mit einem Restkornanteil von max. 4 % des Ballengewichts sein
- stark gepresst (105 – 150 kg/m3).
Ist Stroh als Baustoff überhaupt zugelassen?
Zertifizierte Baustrohballen sind europaweit seit 2010 als Baustoff zugelassen.
Was kostet ein Strohhaus?
Ökologisch bauen heißt nicht unbedingt dass Sie mehr bezahlen müssen.
Genau genommen sind die Kosten natürlich abhängig von der Haus- und Dachform, aber fast immer um bis zu 2-3 % günstiger als ein Neubau in herkömmlicher* Bauweise und derselben Energiekennzahl. *herkömmliche Bauweise Ziegel-Styropor
* Für Ihr Strohhaus können Sie derzeit, ab zirka Euro 2.800.- pro m² Wohnnutzfläche Schlüsselfertig rechnen.
* Als Berechnungsgrundlage wurde ein Stockhaus mit zirka 130 m² Wohnnutzfläche und einem Pultdach angenommen.
Diese Kosten machen zirka 90% der gesamten Hauskosten aus, in diesen Kosten sind enthalten:
- Die gesamte Planung: Entwurf, Einreichplan, Energieausweis, wenn als Passivhaus geplant die PHPP-Berechnung, Statik, Detail/Polierplan
- Allgemeinkosten, Baustelle einrichten usw.
- Estrich
- Zimmermannsarbeiten, Außenwände, Decken und Zwischendecke, tragende Innenwände, nicht tragende Innenwände, Dachstuhl
- Strohbau, Außenwände, Dachdämmung, Dämmung der tragenden Innenwände mit Stroh
- Innenputz, Lehmputz in allen Wohnräumen, Nassräume teilweise Kalkputz
- Fassade, Silikat oder Kalkputz
- Dachdeckung oder Schwarzdeckerarbeiten
- Spenglerarbeiten
- Fenster, Raffstore oder Rollläden
- Haustüre, Innentüren
- Bodenbeläge, Fliesen- Holzboden.
- Sanitärgegenstände.
- Malerarbeiten.
In den oben angeführten Kosten sind NICHT ENTHALTEN.
- Die gesamten Erdarbeiten, diese sind immer unterschiedlich hoch. Keller oder nicht, Hang-Lage oder ebenes Grundstück?
- Kosten für die Betonarbeiten, Fundamentplatte,
- Abdichtungen und Dämmungen der Bodenplatte und des Fassadensockel
- Zu- und Ableitungen, Kanal, Strom, Wasser unter der Bodenplatte, sowie Zu- und Ableitung von der Hausgrenze bis zur Grundgrenze.
- Die Kosten für die Baukoordination, wenn gewünscht.
Wie hoch diese Kosten wirklich ausfallen, hängt immer von den jeweiligen Gegebenheiten ab.
Sind aber von Haus zu Haus immer verschieden.
Das vorhandene Baubudget ist natürlich für die gesamte Hausplanung entscheidend und wird von Anfang an bedacht und bei jeder Planung genau berücksichtigt.
Kann ich beim Bau meines Strohhauses auch etwas selber machen und Eigenleistungen erbringen?
Ja, natürlich, abhängig von Ihrem handwerklichen Können und Ihrer vorhanden Zeit.
Zwei Beispiele:
Einige unserer Bauherrn haben es sich nicht nehmen lassen, das Stroh in die Wände selber einzubringen. Sie haben sich dadurch natürlich auch einiges gespart.
Sie und Ihre Familie/Freunde sind sehr fit und können gut schaufeln? Beim Befüllen unserer Lehmputz-Maschiene können Sie Ihre Fitness unter Beweis stellen. Nach einem langen und sehr harten Tag, und 7– 9 Tonnen Lehm, werden Sie jedes andere Training als Kinderspiel betrachten.
Modul-Strohhaus zum Selberbauen.
Sie sind sehr begabt und wollen Ihr Haus komplett selber bauen, auch hier finden wir mit Ihnen gemeinsam die richtige Lösung. Ab Mitte 2019 bieten wir auch das Modul Strohhaus zum Selbstbauen an.
Strohhaus und Haushaltsversicherung?
Viele Gebäudeversicherer versichern Strohballenbauten zu ganz normalen Tarifen, vergleichbar mit Holzbauten. Empfehlung: Lassen Sie sich Versicherungspolizzen von verschiedenen Versicherungsgesellschaften anbieten, am besten weisen Sie explizit auf die Bauweise hin.
Wie verlege ich meine Wasserleitungen im Strohhaus?
Wasserleitungen sind aufgrund des möglichen Kondenswassers Anfalls Ungedämmt direkt in Strohballenwänden zu vermeiden. Aber das sollte bei eigentlich allen Bauweise möglichst vermieden werden. Mit Rohr-in-Rohr-Systemen, dem Verlegen der Leitungen im Boden, vorgesetzten Installationsebenen oder Zwischenwänden gibt es aber eine Reihe von bewährten Möglichkeiten der strohsicheren Leitungsverlegung.
Wie steht es um die Statik bei einem Strohhaus?
Lasttragende Großballen-Strohwände 90 – 130 cm (Wandstärke) haben bei statischen Tests für Verblüffung gesorgt: Selbst Belastungen jenseits von über 32 Tonnen/lfm haben sie nicht beeindruckt. Bei einem 3-stöckigen Wohnhaus wäre die Wandbelastung 10 Tonnen/lfm, Baustrohballen tragen 3-mal so viel. Zudem sind Strohballen dauerelastisch, was die mit ihnen errichteten Häuser erdbebensicher macht.
Was passiert, wenn ich später einen Zu- oder Umbau machen möchte?
Nichts anderes als bei jedem anderen derartigen Vorhaben, unabhängig von der Bauweise. Der konkrete Aufwand kann daher nur im Einzelfall bestimmt werden. Ein Tipp in diesem Zusammenhang: Sollte bereits beim Neubau klar sein, dass spätere Zubauten wahrscheinlich sind, bringen Sie das unbedingt bereits in der Planungsphase zur Sprache.
Wie lange hält ein Haus aus Stroh?
Die ältesten Häuser sind bereits über 100 Jahre alt.
siehe Strohhaus International
Wie stark setzt sich – im Laufe der Zeit – das Stroh in den Wänden?
Lasttragende Strohwände würden sich um einige Zentimeter setzen, bis die dauerelastischen Kräfte und das Eigengewicht in ein stabiles, dauerhaftes Gleichgewicht kommen. Im modernen Großballenbau wird dieses Verhalten durch Vorspannungen vorweggenommen. In Kombination mit dem Putz entsteht dann ein Sandwichsystem, das spätere Setzungen der Wände zuverlässig verhindert.
Untersuchungen bei 30 Jahre alten Strohhäusern mit Holzriegelkonstruktion haben ergeben, dass das Stroh durch den Putz so geschützt ist, dass keinerlei Veränderungen am Material, wie Zersetzungen, Verschiebungen und auch keine Materialsetzungen, stattgefunden haben.
Kann ich bei einem Strohhaus auch einen Keller bauen?
Ja, wie bei jedem Haus. Sie könnten aber die Kellergeschoßdecke als Holzbalkendecke oder als gedämmte Holzriegelkonstruktion ausführen. Der Vorteil aus ökologischer Sicht wäre, dass Sie keinen Beton im Fußbodenaufbau hätten.
Wie schaut es mit Nässe beim Bauen aus?
Das Nasswerden der Strohballen durch Regen von oben (oder Feuchtigkeit [Spritzwasser] von unten) während der Bauphase muss unter allen Umständen vermieden werden. Dazu liegen Abdeckplanen auf jeder Baustelle bereit. Strohballen sollten nie direkt am Boden, sondern im Idealfall auf Europaletten gelagert werden.
Werden Ballen bei Ernte, Transport oder Lagerung feucht, vergrauen sie an der Oberfläche. Solche Ballen sind zu ersetzen.
Kurzfristige Feuchtigkeit ist indes kein Problem. Sind die Wände – etwa beim Verputzen – kurzfristig einer höheren Feuchtigkeit ausgesetzt und kann diese durch die diffusionsoffenen Aufbauten wieder rasch ab diffundieren, besteht keine Gefahr für das Material.
Hat Stroh ein allergenes Potenzial?
Dank des Einsatzes gesunder, baubiologisch optimaler Materialien ist das allergene Potenzial von Strohballenhäusern bzw. verputzten Strohballenwänden gleich null.
Bieten Strohhäuser einen guten Schallschutz?
Durch ihre relativ große Masse (ab 100kg/m3, verbaut werden aber 105 – 170kg/m3 Baustrohballen) und ihre Elastizität bieten Strohballen einen ausgezeichneten Schallschutz. In Kombination mit Lehm wird der Schutz noch besser.
Unsere Messung direkt auf einer Baustelle mit einer Holzriegelkonstruktion mit Gesamtwandstärke von 54 cm (nicht im Labor, da wären die Werte sogar noch viel besser) haben zu dem Ergebnis von Rw>58dB geführt. Eine Ziegelwand mit 50 cm Wandstärke (aber gemessen im Labor) kommt zu einem Wert von Rw>44dB. Je höher die Messzahl, umso besser ist der Schallschutz. Die Strohwand hat also um 14dB bessere Werte.
Insbesondere lasttragende Strohwände mit 90 – 130 cm Wandstärke (ohne durchgehende Holzkonstruktion als Schallbrücke) sind in dieser Hinsicht noch einmal hervorzuheben.
Welche Dämmwerte, sprich U-Werte, hat eine Strohwand?
Gleich vorweg, die Dämmwerte aller Strohbauvarianten hier anzuführen, würde zu seitenweisen Ausführungen führen. Bleiben wir bei dem Beispiel Strohwand mit einer gesamten Wandstärke (Holzriegelkonstruktion) von 54 cm, welche wir auch schon beim Schallschutz verglichen haben.
Der Dämmwert = (U-Wert) einer 54 cm starken Strohwand (inkl. Putz) = U 0,10W/m²K.
Der Dämmwert = (U-Wert) einer 50 cm starken Ziegelwand (inkl. Putz) = U 0,21W/m²K.
Hier gilt: je niedriger der Wert, umso besser.
Also hat die Strohwand im Vergleich zur Ziegelwand einen 100 % besseren Dämmwert.
Wie steht es um die Erdbebensicherheit bei einem Strohhaus?
Studien und Tests haben gezeigt, dass Strohballenhäuser durch den dauerelastischen Baustoff Stroh bei Erdbeben wesentlich sicherer sind als andere Häuser.
In einer Erdbeben-Simulation in Reno hat das 4×4 Meter große Gebäude aus Strohballen auch Schwingungen widerstanden, die um 200 % stärker waren als das Erdbeben in Kalifornien im Jahr 1994. Eine Wolke aus Staub und Strohteilchen ist aus den Wänden gekommen – sonst hat das Haus, welches von der Ingenieurin Darcey Donovan konstruiert wurde, die Versuche unbeschadet überstanden, berichtet das Wissenschaftsmagazin Science Daily.
Seit 2006 arbeitet Donovan an einer kostengünstigen Variante eines erdbebensicheren und erdbebentauglichen Gebäudes für die entlegenen pakistanischen Provinzen am Fuße des Himalayas. “Für die Konstruktion dieses außergewöhnlichen Gebäudes hat die Ingenieurin Strohballen verwendet, die mit Lehm verputzt waren”, meint Rudolf Bintinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gruppe Angepasste Technologien (GrAT) an der TU-Wien im Pressetext-Interview. Offensichtlich habe man hier großen Wert darauf gelegt, möglichst günstig mit lokal verfügbaren Ressourcen zu arbeiten, so der Experte. “Wir haben auch in Österreich Erfahrungen mit Strohhäusern, denn diese weisen sehr viele Vorteile auf.”
Wie viele Geschosse lassen sich lasttragend errichten?
2 – 3 je nach Gebäudeform.
Lässt die Dämmwirkung der Strohballen im Laufe der Zeit nach?
Lässt die Dämmwirkung der Strohballen im Laufe der Zeit nach?
Nein – die Strohballen dämmen immer gleich gut. Da die thermische Qualität eines Gebäudes aber auch von der Luft- und Winddichtigkeit abhängt und diese durch Risse im Putz verringert wird, ist darauf zu achten, dass solche Risse rasch ausgebessert werden.
Welche Vorteile bietet Stroh als Baumaterial?
Stroh ist ein wahr gewordener Öko-Traum: Aus einem im Überfluss vorhandenen Nebenprodukt wird ein hochwertiger, bauphysikalisch und baubiologisch überzeugender Baustoff, der aktiv zum Klimaschutz beiträgt. Minimaler Primärenergiebedarf bei der Herstellung, Bindung von CO2 beim Einbau, geringes Transportaufkommen durch regionale Verfügbarkeit. Speziell in Kombination mit Lehm und Holz (verbaut) sind alle Voraussetzungen für ein angenehmes Wohnklima geschaffen – warm im Winter, kühl im Sommer, mit stets richtiger Luftfeuchte.
Und auch für kommende Generationen punktet Stroh als Baustoff.
Wer ans Klima denkt, muss langfristig denken. Eine seriöse Umweltbilanz betrachtet ihr Objekt über den gesamten Lebenszyklus. Kein Bauherr denkt während der Entstehung seines Traumhauses über dessen Ende nach – jeder Bauherr glaubt, er baut für die Ewigkeit.
Tatsache ist aber, dass jedes Jahr tausende Häuser abgebrochen werden und dabei hohe Entsorgungskosten anfallen. Denn herkömmlicher Bauschutt ist teilweise fast unverrottbar und in einem hohen Maß schadstoffbelastet.
Die Abrisskosten von einem Strohhaus sind deutlich geringer und es entsteht bei der Entsorgung kein Sondermüll, der weitere Generationen noch lange belasten würde.
Warum Lehmputz?
Raumklimatisch vorteilhafte Baustoffe sollen die Raumtemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit im Raum möglichst konstant im Wohlfühl-Bereich halten: Im Winter warm, im Sommer kühl, Luftfeuchtigkeit je nach Temperatur zwischen 50 – 55 %.
Die massiven, lehmverputzten Strohwände sind dafür ideal. Die große Masse und die hohe Dämmwirkung verhindern starke Temperaturschwankungen. Und der Lehm gleicht Feuchtigkeit in der Raumluft so aus, dass diese immer im physiologisch optimalen Bereich bleibt.
Stroh und der hautfreundliche, reizmildernde Lehm können aber noch viel mehr: Sie sind frei von Schadstoffen und haben kein bekanntes allergenes Potenzial.
In Verbindung mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung, die Pollen, Feinstaub usw. draußen hält, wird Ihr STROH-Haus zu Ihrem ganz privaten Erholungsbereich, in dem Sie wahrhaft aufatmen können – selbst wenn Sie überall sonst mit Allergien oder Hautirritationen zu kämpfen haben.
Und zur Ruhe kommen: Strohwände halten auch den Lärm fern und schirmen sehr gut gegen die permanente Elektrosmog-Belastung ab.
Die Verwendung von Lehm als Baustoff reicht mindestens 9.000 Jahre in die Vergangenheit; genauso lange dürfte auch Stroh schon zum Einsatz kommen. Holz kam als Baumaterial sogar schon in der Altsteinzeit zum Einsatz. Heute ist oft von einer Renaissance dieser „historischen“ Baustoffe die Rede; so erfreulich das auch ist, richtiger wäre es, von einem Ende der kurzfristigen Verirrung in die Welt der künstlichen Baumaterialien zu sprechen …
Kann man mit Stroh auch thermisch sanieren?
Natürlich, sogar ausgezeichnet und kostengünstig. Insbesondere für die Zwischendecke zum unausgebauten Dach und bei dünnen Wänden (Scheunen, Hallen, usw.) bietet sich eine nachträgliche Dämmung mit Strohballen an. Das einzige mögliche Hindernis ist der Platzbedarf, wenn Sie ganze Strohballen verwenden wollen. Hier sollte Platz für 30 cm Mindestdämmstärke sein. Wenn Sie aber Stroh einblasen, wären es nur 16 cm (Mindestdämmstärke).
Wie können Hauswände dicht und „atmungsaktiv“ zugleich sein?
Damit soll die Diffusionsoffenheit von Wandaufbauten mit baubiologischen Materialien werbewirksam beschrieben werden. Die Diffusion bezieht sich aber ausschließlich auf die Wasserdampfdiffusion, bei der es um den Feuchteausgleich geht.
Insbesondere bei Passivhauswänden ist außen die Winddichtigkeit und innen die Luftdichtigkeit (durch Folien, Putze oder Ausbauplatten) zu gewährleisten. Die winddichte Ebene außen sollte dabei – Faustregel – etwa viermal so diffusionsoffen sein wie die luftdichte Ebene innen, damit die Diffusion von innen nach außen stattfinden kann.
So ist der für ein gutes Raumklima entscheidende Feuchteausgleich zwischen Raumluft (Kochen, Baden, Schlafen) und Wandoberfläche (Putz oder Ausbauplatte) gewährleistet: Lehmputze nehmen Feuchte auf, wenn die Luft im Innenraum zu feucht wird, geben sie aber wieder an die Raumluft ab, wenn die Luft zu trocken wird.
Bei gut abgedichteten Passivhausräumen muss zusätzlich eine kontrollierte Wohnraumlüftung dafür sorgen, dass langanhaltende Feuchtigkeit nach außen abtransportiert wird, sonst können Feuchtigkeitsprobleme entstehen.